Transnationales ExpertInnenforum

Sprache und Migration

Zusammenarbeit aller AkteurInnen
im Bereich Sprachen und Migration

 

Abschlusserklärung des
18. Transnationalen ExpertInnenforums „Sprache und Migration“

Bozen/Südtirol im November 2015



Die aktuellen Geschehnisse und die Berichterstattung zu den starken Migrationsbewegungen machen deutlich, dass die Diskussion darüber mit Besonnenheit, Sachlichkeit und Fachverstand geführt werden muss. Besonders wichtig ist dies bei der Arbeit im Bereich Sprache und
Migration, welche die gesamte Gesellschaft betrifft.

Die Freiwilligenarbeit war und ist eine wertvolle Ressource zur Unterstützung und Ergänzung der fachlichen Arbeit. Sie darf weder ein Ersatz für Fachleute sein noch missbraucht werden.
Auch jetzt, vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingslage in Europa braucht es für die Zweitsprachvermittlung qualifizierte Lehrpersonen so wie beispielsweise ausgebildete SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen notwendig sind.

Es gibt bereits Fachleute auf den sprachlichen, sozialen, schulischen und beruflichen Ebenen der Inklusion. Es bedarf jedoch der Qualifizierung weiterer Fachleute und einer Weiterbildung in Bezug auf die sich verändernden Handlungs- und Berufsfelder. In jedem Bereich muss eine angemessene finanzielle und gesellschaftliche Honorierung gewährleistet sein, um zu vermeiden, dass Fachleute in abgesicherte und besser honorierte Arbeitsverhältnisse abwandern. Zum Beispiel ist derzeit eine Abwanderung von Sprachlehrpersonen aus der Erwachsenenbildung in den Schuldienst zu beobachten.

Die Arbeit sowohl der Fachleute als auch der Semiprofessionellen und der Ehrenamtlichen bedarf dringend einer Koordinierung. Dafür sollten entsprechende Konzepte erarbeitet werden, um Fehlentwicklungen sowie Überforderung und Frustration bei allen Beteiligten zu vermeiden.

Diese Konzepte sollten unter anderem beinhalten:

  • eine klare Rollen- und Aufgabentrennung zwischen Fachleuten und Freiwilligen (Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten)
  • eine Vernetzung aller beteiligten AkteurInnen
  • eine spezielle Begleitung und Unterstützung für die Freiwilligen
  • die Vermeidung von Parallelstrukturen zwischen institutionalisierten, non-formalen und informellen Angeboten und im Unterstützungsmanagement

Wir stellen in der aktuellen Situation fest, dass auf bereits vorhandenes Erfahrungs- und Handlungswissen zu wenig zurückgegriffen wird und Strukturen zum angemessenen Umgang mit Sprachen und Migration noch immer nicht dauerhaft etabliert worden sind. Es besteht das Risiko, hinter den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zurückzufallen und beispielsweise den Rückzug in die Einsprachigkeit und/oder eine Defizitorientierung zu wiederholen.
Wir erwarten von den politischen EntscheidungsträgerInnen die Bereitstellung der erforderlichen Mittel und Strukturen zu einer nachhaltigen Umsetzung unserer Forderungen.


Transnationales ExpertInnenforum Sprache und Migration

Bozen, November 2015